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Janice Falk

Warum Seelsorge und Beratung Sinnvoll sind (Teil 1)


Unter unkontrollierbaren Tränen fragt Jane ihre Seelsorgerin „Warum, wenn ich doch Christin bin, schaffe ich es nicht, meine Mutter zu vergeben“? Peter fragt, "Warum kämpfe Ich noch immer mit diesem Suchtverhalten, wenn ich doch ein Kind Gottes bin?" Die junge Mutter, die vor kurzem ihr erstes Baby zur Welt gebracht hat, fragt sich, "Wenn die Bibel sagt, ich soll keine Angst haben, warum verspüre ich diese Angst so stark, bis zu dem Punkt, an dem sie mich lähmt?" Klaus, der vor kurzem einen geliebten Menschen verloren hat, fragt sich: "Wenn ich durch diesen Schmerz gehe, warum spüre ich nicht Gottes Gegenwart?" Beate, die gerne im Gottesdienst singt, fragt sich: "Warum fällt es mir so schwer, die Leitung zu akzeptieren und zu respektieren?"


Eine der herausfordernden Aspekte des Lebens ist es vielleicht, sich selbst zu verstehen. Insbesondere im christlichen Kontext, in dem bestimmte "Vorschriften" und Gebote existieren, die wir als Christen befolgen sollen und bestenfalls auch wollen, stoßen wir oft auf Konflikte, wenn unsere Gefühle, Gedanken und Verhalten nicht den "Vorschriften" entsprechen. Wir geraten in Konflikt mit dem, was "wir sind, fühlen und denken" und dem, was "sein sollte".


Viele Menschen glauben (bewusst oder unbewusst), das der Moment der Bekehrung uns in die Lage versetzt, mit seelischen und emotionalen Verkrampfungen automatisch fertig zu werden.

Obwohl die Bekehrung für unsere Ewigkeit von entscheidender Bedeutung ist, ist sie keine Abkürzung, um den Herausforderungen und Schwierigkeiten im Leben aus dem Weg zu gehen. Menschen, die glauben, dass die Bekehrung sie automatisch zu "immer triumphierenden, guten und frohen" Christen macht, führen oft ein Leben, wo ein Großteil ihres Seins lebendig begraben ist. Sie leben so, als hätten sie keine Probleme, Schwierigkeiten und Enttäuschungen. Wenn sie welche haben, werden die als „geistliche Anfechtungen" bezeichnet; denn das ist immer noch einfacher, als sich der inneren Realität zu stellen.


Das galt auch für Franz. Er glaubte fest, dass die Entscheidung, Jesus in seinem Leben anzunehmen, ihm eine Garantie und einen Ausweg bieten würde, um sich nicht mit dem emotionalen Missbrauch auseinandersetzen zu müssen, den er seit seiner Kindheit zu Hause erlebt hatte. Er dachte, dass seine Glaubensfragen dadurch gelöst wären. Anfangs schien es so zu sein. Er engagierte sich in seiner Gemeinde und leitete einen Hauskreis. Doch nach ein paar Jahren kamen seine ursprünglichen Glaubensfragen wieder auf, und er begann an Gottes Liebe zu zweifeln. Auch auf emotionaler Ebene kamen die Grundsätze, die er von Kindesbeinen an verinnerlicht hatte, wieder hoch: "Ich bin wertlos", "Niemand liebt mich", "Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden", Glaubenssätze, die sein Glaubensleben wie auch sein geistiges Leben tief beeinflussten.


Im Rückblick, nachdem er vieles durch seelsorgerische Unterstützung verarbeiten konnte, erkennt er, dass der Glaube nicht dazu dient, dem Schmerz zu entkommen, sondern dass der Glaube die Hoffnung auf Heilung des Schmerzes bietet.

Manche betrachten Jesus auch als den "Allgemein-Problemlöser" und erwarten das bewusst oder unbewusst von ihm. Das ist das klassische "Wenn...dann"-Denken: Zum Beispiel: „Wenn ich Jesus mein Leben übergebe, mehr bete, mehr Bibel lese, dann werde ich aus der Depression kommen und ich muss mich ihr und ihren Hintergrund nicht stellen“.

Diese Art des Denkens beinhaltet den Versuch, emotionale Bedürfnisse durch spirituelle Mittel zu kompensieren und auf gewisse Weise, mit sich selbst zu verhandeln. Aufgrund dieser subjektive Überzeugung, wird oft ein "verzerrtes Gottesbild" hergestellt, das leider oft die Beweggründe vieler Christen beeinflusst.


Es ist wichtig zu betonen, dass es hier nicht darum geht, den Glauben, die Wahrheiten Gottes und die Maßstäbe herabzusetzen oder die Kraft und Wirken des Heiligen Geistes zu leugnen. Ganz im Gegenteil: Ich möchte betonen, dass in Jesus eine unermessliche Kraft steckt, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. Diese unermessliche Kraft gilt auch für Menschen, die mit Depressionen, Glaubensfragen, Verzweiflung, Suchterkrankungen, Panikattacken und Traumata u.ä. zu kämpfen haben. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass in Lebensbereichen, in denen tiefe Verletzungen entstanden sind, externe Hilfe notwendig ist, um ein neues Verständnis zu entwickeln. Diese Hilfe, sei es durch Seelsorge, Beratung oder Psychotherapie, sollten auf die unerschöpfliche Kraft Gottes ruhen.

Gebet, Bibellese, die Teilnahme an Bibelstunden und der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes sind der einfachere Teil. Die Beseitigung tief verwurzelte, toxische Botschaften, Gewohnheiten und Verhaltensweisen ist weitaus komplexer und schwieriger. Dafür benötigen wir Unterstützung, und das ist absolut in Ordnung.


Die Bitte um Hilfe zeigt nicht Schwäche, sondern Stärke. Seelsorge und Beratung dienen als Brücken, die uns von der gegenwärtigen Situation hin zu dem führen, was Jesus für uns vorsieht und sich für uns wünscht.

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2 Comments


Guest
Oct 18, 2023

Wow, schöne Denkweise und super erklärt!!

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freeindeedjf
Oct 18, 2023
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Danke! Ich freu mich, dass es für Dich aufschlussreich war.

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